Die Staffelmadonna sei im Altarraum aufgestellt worden, um deutlich zu machen, dass wir sie in Miltenberg und in der Pfarrgemeinde besonders verehrten. Bis vor 200 Jahren habe sie draußen in der (mittlerweile nicht mehr bestehenden) Staffelkapelle gestanden, einer kleinen Wallfahrtskapelle.
Nicht nur viele durchreisende Pilger hätten auf ihrem Weg nach Walldürn oder Köln bei ihr Station gemacht, sondern zahlreiche Menschen wären gekommen, um vor dem Gnadenbild der Staffelmadonna zu beten. Die Figur selbst sei 600 Jahre alt und begleite, ja betreue seit dem die Miltenberger.
Ganz gleich, wo sie gestanden habe, sei sie stets ein Anziehungspunkt für Menschen aus Miltenberg und dem Umland gewesen – über viele Generationen hinweg. In 600 Jahren kämen viele Generationen zusammen. Die Staffelmadonna sei zu Zeiten des Aufbaus der Stadt, in schönen, aber auch in schweren Zeiten, als der Frieden bedroht gewesen sei, da gewesen. Unsere Vorfahren seien in guten und in schweren Zeiten gekommen, um ihren Schutz zu erbitten. Die Staffelmadonna sei auch heute und zukünftig ein Bild der Hoffnung. Wir hätten sie in unser Blickfeld gerückt und wollten nun unsere Herzen mit ihr verbinden und uns ihr anvertrauen mit allem, was wir zu danken und zu bitten hätten – im persönlichen, in der Stadt, in der Pfarrgemeinde und im Landkreis.
In seiner Predigt ging Pfarrer Wolf darauf ein, dass es zahlreiche Ehrentitel für die Muttergottes gäbe, z.B. diejenigen, welche in der Lauretanischen Litanei aufgezählt werden würden. Der bedeutendste Ehrentitel für die Muttergottes, der jedoch nicht in der Litanei, sondern in einem Marienlied vorkomme, sei für ihn „Du Frau aus dem Volke“. Dies sei eine wunderbare Anrede für die Gottesmutter, sie zeuge von Glauben und Liebe. Die Muttergottes sei eine einfache Frau aus dem Volke gewesen, so wie Jesus es im Evangelium gesagt habe: „Denn wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter“ (Mt 12,50). Dies zeige eine große Vergeschwisterung Jesu mit Gott. Die einfache Frau aus dem Volke sei für Jesus und für die Menschen da, z.B. bei der Hochzeit zu Kana oder bei der Kreuzigung Jesu. Es gehe um die Niedrigen, die Schwachen. Dies mache die Staffelmadonna aus: Viele Menschen vertrauten sich ihr an und verehrten sie, riefen sie auch heute noch an.
Nach der Kommunion trug Pfarrer Wolf das Gnadenbild der Staffelmadonna in einer kleinen Prozession an ihren Platz in der Staffelkapelle zurück. Während der Prozession wurde das Lied „Maria, dich lieben“ gesungen, das in Strophe 3 den Ehrentitel „Du Frau aus dem Volke“ enthält. Vor dem Schlusssegen auf die Fürsprache Mariens wurde das Gebet „Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin“, das älteste überlieferte Mariengebet, gesprochen.
Nina Reuling / Bilder: Thomas Bertlwieser, Martin Winkler






