Bedeutung von Rorate
Das Wort „Rorate“ steht am Anfang einer Antiphon (Hymnus oder Kehrvers) in der kirchlichen Liturgie. Der Text dieser Antiphon lautet: „Rorate caeli desuper, et nubes pluant iustum: aperiatur terra, et germinet Salvatorem.“ („Tauet Himmel, von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten: Es öffne sich die Erde und sprosse den Heiland hervor.“). Es handelt sich hier um einen Vers aus dem Buch Jesaja (Jesaja 45,8).
In der Adventszeit gibt es an den Werktagen Votivmessen (Messfeier zu einem Anlass oder einem bestimmten Anliegen) zu Ehren der Gottesmutter Maria, deren Eröffnungsgesang eben jenen Jesajavers beinhaltet, und die deshalb als Roratemessen bezeichnet werden. Diese werden gewöhnlich nur bei Kerzenschein gefeiert und bringen in besonderer Weise die Sehnsucht nach der Ankunft Gottes in unsere Welt zum Ausdruck.
Entwicklung und Brauchtum der Rorate-Messen
Ihren Ursprung haben solche Roratemessen in sehr früher Zeit der Kirchengeschichte. Vermutlich wurden schon kurz nach der Ausbildung der Adventsliturgie solche Rorateämter gefeiert. Einen entscheidenden Beitrag zur Entstehung dieser Messfeiern hat wohl auch das Dogma „Maria als Gottesgebärerin“ aus dem Jahre 451 geleistet. Roratemessen sind in Bayern seit dem Ende des 15. Jahrhunderts nachzuweisen.
Bis zur Liturgiereform im Laufe des 2. Vatikanischen Konzils war die Roratemesse eine Votivmesse zu Ehren Mariens, die ursprünglich nur an den Samstagen der Adventszeit (in manchen Regionen aber auch täglich) gefeiert wurde. Bei diesen Messen wurde das Evangelium von der Verkündigung des Herrn durch den Engel Gabriel vorgetragen, was ihr auch die Bezeichnung „Engelamt“ einbrachte.
Die liturgische Farbe war Weiß. Solche Rorateämter erfreuten sich beim einfachen und bäuerlich geprägtem Volk einer großen Beliebtheit und wurden oft vor ausgesetztem Allerheiligsten gefeiert. Meistens wurden diese Ämter schon lange im voraus bestellt.
Besonders feierlich wurden früher die Roratemessen vom 17. bis 24. Dezember sowie die Messe am Quatember-Mittwoch der Adventszeit (auch „Goldene Messe“ genannt) begangen. Diese Messe hatte eine so enorme Bedeutung, dass gelegentlich der Roratemesse überhaupt der Name „gulden mehs“ verliehen wurde. Heute sollen die Roratemessen nur noch bis zum 16. Dezember gefeiert werden.
Zum heutigen Brauchtum gehört es, dass diese Messen nur bei Kerzenschein (also ohne elektrisches Licht) und möglichst früh gefeiert werden, wenn es draußen noch dunkel ist. Anschließend sind alle Gottesdienstteilnehmer noch zu einem gemeinsamen Frühstück eingeladen.
(vgl. Bieritz, Karl-Heinrich: Das Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart; Berlin 1986)
Fotos: Impressionen aus der Rorate in Breitendiel








