An sich sei der 1. Mai der „Tag der Arbeit“ ein staatlicher Feiertag, so Pfarrer Jan Kölbel bei der Begrüßung der Gläubigen in der Laurentiuskapelle. Doch in Bayern werde an diesem Tag das Hochfest „Maria Schutzfrau von Bayern“ begangen.
Dass der Glaube in Bayern stark bleiben möge, wollten wir der Fürsprache Mariens besonders anvertrauen. Heute habe er eine Darstellung der Schwarzen Madonna von Altötting mitgebracht, sagte der Pfarrer zu Beginn seiner Predigt. Er erinnerte an die Wallfahrt im Advent 2023 in das „Herz Bayerns“. Altötting sei der größte Wallfahrtsort Bayerns bzw. Deutschlands. Die dortige Gnadenkapelle bestünde aus dem Langschiff und dem Oktogon. Letzteres sei der älteste Kirchenbau Süddeutschlands – errichtet noch in heidnischer Zeit, seit dem 7. Jahrhundert als christliche Kirche verwendet und damit deutlich älter als die Martinskapelle und die Laurentiuskapelle. Seit dem 15. Jahrhundert sei Altötting ein bedeutender Wallfahrtsort; die schwarze Farbe der Muttergottes sei eine beliebte Darstellung im Mittelalter gewesen und komme nicht vom Kerzenruß. Das Herrscherhaus Wittelsbach habe eine enge Verbundenheit zu Altötting gepflegt und in der Gnadenkapelle die Herzen verst. Herzöge, Kurfürsten und Könige in silbernen Urnen beisetzen lassen. Die Marienverehrung habe in Bayern genau wie in Franken einen hohen Stellenwert. Frankenland sei Marienland, dies habe Bischof Döpfner bereits vor 70 Jahren festgestellt und Wallfahrtsorte, Bildstöcke und Hausmadonnen gäben ihm Recht. Seit einigen Jahren verbinde der Fränk. Marienweg alle Marienwallfahrtsorte im Bistum Würzburg miteinander. Auch Miltenberg sei eine Station auf diesem Weg. Anders als in alter Zeit, gebe es heute keine organisierten Wallfahrten zur Staffelmadonna mehr. Diese sei nicht nur von ortsansässigen Fischern und Schiffern, sondern auch überregional von Wallfahrern verehrt worden. Der Miltenberger Humanist Johannes Butzbach habe dies vor über 500 Jahren schriftlich festgehalten. Dieser Bericht zeige, dass die Marienverehrung Gemeinschaft stifte - über die Grenzen der Sprache und Nation hinweg; sie sei ein Heilmittel gegen Nationalismus und Egoismus. Zudem sei sie nicht nur etwas für das Gemüt, sondern dränge zur tätigen Nächstenliebe wie sie Jesus uns z.B. in der Fußwaschung beim Letzten Abendmahl zeige.
Am Ende des Gottesdienstes bedankte sich Pfarrer Kölbel mit einem Präsent bei Martin Winkler, der heute sein 25. Jubiläum als Mesner begehe - mittlerweile zwar nicht mehr hauptamtlich, dennoch habe diese Tätigkeit „Suchtpotential“, meinte Pfarrer Kölbel und brachte damit zum Ausdruck, dass der Ruhestand Martin nicht davon abhalte, regelmäßig seinen Dienst auszuüben. Martin Winkler sagte, dass er am 1. Mai vor 25 Jahren in der Laurentiuskapelle zum ersten Mal als Mesner tätig gewesen sei. Außerdem unterstützt Martin Winkler seit sechs Jahren die Öffentlichkeitsarbeit der Pfarrei Miltenberg zuverlässig mit seinen Fotos – auch hierfür ein herzliches Vergelts Gott!
Nina Reuling